Samstag, 17. November 2012

So leise und doch so laut!


Guten Tag virtuelles Publikum mit realem Interesse an meiner Reise J

Seit ich letzten Samstag meinen  Rucksack erneut gepackt habe, bin ich einem Projekt der ganz besonderen Art beigetreten. Ich wohne, lerne, koche, wasche, spiele, tanze – lebe – mit den Kindern der Gehoerlosenschule St. Michael in Hazaribagh. Mit den 75 Hostelkindern und  vier Schwestern ist es eine nette kleine Hausgemeinschaft.
Bekanntermassen ist das gesprochene Wort meine Staerke und so musste ich mich die ersten Tage an die lautlose Kommunikation und die Bedeutung von meinen Koerpergliedern gewoehnen. Aber ich bin ein kleines Naturtalent im Lernen der Gebaerdensprache ( bzw. Hier zahlt sich endlich mein ausdrucksstarker Blick aus ! ) und somit kehrt in all der Stille keine Ruhe ein  J
Den Schwestern liegt es ganz besonders am Herzen, dass ich die indische Kultur kennenlerne – so habe ich hier meinen ersten Sari uebergezogen ( und gleich kaputt gemacht – da ich leider nicht so galant wie indisch Frau laufen kann :D - aber ein neuer ist bereits in Produktion! ), meine erste indische Handmalerei bekommen ( die S tory dazu - wirklich ulkig erzaehle ich im naechsten P ost ;) ) und darf sebst Cabatti und andere Gerichte mitkochen !
Auch mein erstes Festival habe ich mit den Kindern gefeiert: Dipawali – das Fest des Lichts und der Sieg ueber das Boese. Es war ein Traum! Ueberall in der Dunkelheit leuchteten Lichter, Fackeln und Raketen wurden angezuendet! Es war so eine Freude die Kleinen mit strahlenden Augen um das Lichtermeer tanzen zu sehen! Emotionen und Sentimentalitaet wurden an diesen Abend ganz gross geschrieben J
Generell werde ich hier als lebendige Anziehpuppe betrachtet und es bereitet allen eine Freude mir Schmuck anzulegen, mich in schoene Gewaender zu huellen und jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Die Kinder und Schwester freuen sich jedesmal so ueber das Ergebnis ( betrachtet man das Vorher-Nachher Foto ist die Freude echt  berechtigt :D ) , dass alle Fotos wollen und mich stolz durch Hazaribagh kutschieren. Das Prinzessinnenleben ist dagegen Nichts  :D Aber doch fuehle ich mich bei all der Verwoehnung unwohl, schlaeft die pure Armut im Gebaeude der Kinder nebenan. Die Kleidung der Kinder ist meist zerloechert, die Laeuse feiern ein Fest auf ihren Koepfen und es gibt einen Schlafsaal mit klapprigen Stockbetten fuer die ganze  Mannschaft…Die Schwestern geben ihr Bestes aber die Gelder und Spenden schraenken sie auf das Notwendigste ein ....Wir sind zusammen auf einen Spielplatz gegangen und ich bin fast vor Schreck umgekippt…all die Geraete waren kaputt, rostig und absolut unsicher. Viele Maenner haben sich dort versammelt und es war ein skurilles Bild sie Wippen und Schaukeln zu sehen…aber sie sind arbeitslos und haben nichts zu tun.  In Deutschland waere es ein Skandal – hier im Norden Indiens ist es ein Kinderparadies.
Meine “Arbeit” ( eher Rueckerinnerung an vergangene Kinderzeit) liegt darin den Kindern mit Kleinigkeiten eine Freude zu bereiten und vor allem in der Schule und am Nachmittag fuer Abwechslung und Spass zu sorgen. Nichts leichter als das! Meine Luftballons aus Deutschland sind heissbegehrt( unter den Kindern hat ein Handel stattgefunden :D ), meine Mandalas finden vor allem bei den Kleinen Anklang und meine europaeische Musik wird mit weit aufgerissenen Ohren und wackelnden Hueften begruesst J Ansonsten habe ich hier meine alte Kindsader gefunden und spiele Fangen, Verstecken , Galgenmaennchen, Reise nach Jerusalem und “Wer hat Angst vor der weissen Laura?” mit einer solch grossen Begeisterung, dass es meist die Kinder sind, die keine Lust mehr haben :D Auch der Tanz kommt hier nicht zu kurz! Versage ich bei den Trommelstunden klaeglich, habe ich die Alternative gewaehlt einfach solange zu tanzen – und die restliche Gruppe steigt freudig ein :) auch meine Schlafenszeit um spaetestens 20.00 uhr erinnert an meine Kindertage mit dem Onkel Sandmann  :) 
Ich fuehle mich sehr sehr wohl hier in dieser offenen Gemeinschaft und habe bereits jetzt die Schwestern in Facebook geaddet :D Am Montag werde ich fuer zwei Tage einen indischen Doktor in Deutsch unterrichten und generell in einer Berufsschule ein bisschen den Deutschlehrer raushaengen lassen – ein kleines Alternativprogramm zum Spiel und Spass. Am kommenden Mittwoch werde ich die Gehoerlosenschule mit wehmuetigen Auge ( aber vielen klassen Bildern und Erinnerungen) verlassen und meinen Rucksack erneut packen. Was dann auf mich wartet, ist ein kleiner Zufallsgigant bzw. Das Zeugnis dafuer, dass ich die Spontanitaet Indiens zu leben beginne! Da ich leider die Reise allein bestreiten werde, schien es zunaechst unmoeglich bzw. Viel zu riskant den Norden zu bereisen ( europaeische Frauen bleiben hier nicht lange alleine…) und so verabschiedete ich mich schon von dem Gedanken Varanasi anschauen zu koennen. Doch dann schenkte der Zufall mir die Begegnung mit Gerad, einem franzoesischen Rentner, der naechsten Mittwoch fuer ein paar Tage Varanasi besucht. Also? Nichts wie den Rucksack aufgeschnallt und Wanderschuhe an! :D

Kuesschen  mit einer frisch nominierten Schwester :) 



Der Deutsche Riese :)


Finde da mal die Passenden :D 




Malstunde :)


Standartfoto mit Fremden :D aber wenn sie mich dauernd ablichten  wie ein Tier im Zoo-kann ich das auch !


"Kinderparadies " am Children's Day 



Fotostunde im Sari ( R . I . P. ) :D 


Feuer und Flamme an Diwali :)


Cabatti - Chefin :)


Dipawali Kerzen aus eigener Herstellung :)



Ein Abend in tausend Lichtern :)



6 Kommentare:

  1. Hallo, schön wieder von Dir zu hören!
    Na, Indien wirkt schon?! Freue mich von Dir zu lesen und staune, wie sich von Blog zu Blog der Ton verändert... ;-)
    Wünsche Dir eine wunderschöne Zeit in Varanasi, genieße sie, und viel Kraft für den Abschied von den Kids und den Schwestern!
    Ganz liebe Grüße!
    Co.

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  2. Hallo Indienreisende!
    Na das hört sich doch an wie "ich bin mitten im indischen Alltag angekommen", schön! Dass du so eine soziale Ader hast, überrascht selbst uns ein wenig. Aber als MBW-Absolventin musste irgendwann die Erziehung und Ausbildung mal nach außen kommen. Mach weiter so und noch viel Glück bei deinen kommenden Stationen.
    Namaste!
    MamPa

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  3. Und morgen geht´s los nach Varanasi... Wünsche Dir viel Vergnügen, beeindruckende Erlebnisse und Landschaften und eine tolle Zeit! Freue mich auf viele wunderbare Bilder!
    Co.

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  4. Aber gerne! ;-)
    Was ganz anderes: Ich entdecke gerade meine sozialverantwortliche Ader (muss an Weihnachten liegen) und informiere mich über verschiedene Projekte zum Zwecke ihrer Unterstützung und meines moralischen Wohlgefühls. Wie sieht das aus wenn ich Deine Schwestern unterstützen möchte? Immerhin "kenne" ich die und weiß, was sie leisten...
    Co.

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    1. Also ich rate dir dich an Norbert Scheiwe ( meine Eltern haben seine Mailadresse und Telefonnummer) zuwenden. Er ist der Organisator des Hilfswerks und jeder Cent ist bestens angelegt!

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